Landkreis Havelland
- Ratsinfo -
![]() |
![]() |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sitzungsverlauf
Herr Gall, Beigeordneter und Dezernent, informiert die Mitglieder über die Verlängerung der Finanzierung der Beratungsstellen an den Standorten Rathenow und Nauen. Im Hintergrund läuft bereits die Planung einer zusätzlichen Beratungsstelle des Trägers Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V. für den Standort Falkensee. Der Träger ist schon auf Personalsuche. Die Verortung der inhaltlichen Aufgaben der Jugendsuchtberatung soll ab Januar 2023 dem Gesundheitsamt zugesprochen werden. Die finanzielle Steuerung bleibt weiter dem Jugendamt vorbehalten. Im Dezernatshaushalt werden für 2023 Umbuchungen vom Jugendamt an das Gesundheitsamt für die bestehenden Standorte Rathenow und Nauen vorgenommen.
In der offenen Jugendarbeit als auch bei den Eltern ist das Thema Sucht sehr präsent. Das Dezernat II plant eine Fachveranstaltung zum Thema Alkoholsucht - Fetal Alcohol Spectrum Disorder (FASD).
Frau Lindner, Fraktion B90/Grüne, hat einen Fragebogen an das Dezernat II gerichtet. Sie führt aus, dass sie im Vorfeld einen Austausch mit der Vorsitzenden des Trägers Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V., Frau Berger hatte. Frau Berger findet die Zusammenarbeit mit der Stadt Rathenow auf politischer Ebene sehr gut. Sie wünscht sich das aber auch für die anderen Städte.
Herr Gall beantwortet die Fragen wie folgt:
1. In dem vorliegenden Haushaltsentwurf sind (vorbehaltlich der Zuwendung der Mittel nach der Mehrbelastungsausgleichsverordnung) die Zuwendungen durch den Landkreis zur Mitfinanzierung der Jugendsuchtberatungsstellen des Caritasverbandes noch nicht eingestellt. Werden diese noch für den Haushalt 2023 eingeplant?
Antwort: Für das Angebot der Jugendsuchtberatungsstellen wurden in den Haushalt des Jahres 2023 insgesamt Mittel in Höhe von 100.000,00 Euro eingeplant (siehe vorliegende Beschlussvorlage).
2. Ist eine Erweiterung der Jugendsuchtberatungsstelle in Falkensee geplant?
Antwort: Ja, die Mittel stehen im Budget des Dezernates II zur Verfügung.
3. Wie und in welchen Städten und Gemeinden im Landkreis werden die Präventionsprogramme der Caritas auch auf der politischen Ebene unterstützt?
Antwort: Hervorzuheben sind der Facharbeitskreis „Drogen“ in Rathenow und die Angebote im Haus am Anger (Falkensee).
4. Gibt es Betreuungsangebote z. B. von Freien Trägern der Jugendhilfe speziell für suchtgefährdete oder bereits suchterkrankte Kinder und Jugendliche im Havelland?
Antwort: Ja und diese werden weiter ausgebaut.
5. Wenn ja, welche Angebote existieren?
Antwort: Jugendsuchtberatung, Hilfe zur Erziehung, Jugendberatung. Ein leider bekanntes Defizit besteht bei den medizinischen und therapeutischen Angeboten nach dem SGB V. Nach der aktuellen Krankenhausplanung der Landesregierung ist eine kinder- und jugendpsychiatrische Tagesklinik in Falkensee erst für das Jahr 2026 vorgesehen. Auch gibt es im Landkreis Havelland keine/n niedergelassenen/e Kinder- Jugendpsychiater/in. Mit Unterstützung der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) Kinder und Jugend und dem Gesundheitsamt gelang es in den letzten Jahren zwei Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen Sonderzulassungen für im Landkreis Havelland (Premnitz und Nauen) bewilligt zu bekommen.
6. Wenn nein, was kann seitens des Jugendamtes getan werden, solche Angebote zu schaffen?
Antwort: Bedarfe an zusätzlichen Leistungen nach dem SGB VIII sind Gegenstand der Trägergespräche und den Beratungen in der AG 78. Allerdings sind zusätzliche Angebote mit Mehraufwendungen für den Haushalt verbunden. Bezüglich der Angebote nach dem SGB V ist auf die zuständigen Stellen der Landesregierung bzw. der Kassenärztlichen Vereinigung hinzuweisen.
Frau Wolfram, Referatsleiterin, ergänzt, dass sie eine Zuarbeit aus dem Bereich Kinder- und Jugendarbeit zur Anfrage der Fraktion B90/Grüne, Jugendsuchtberatung und Prävention als Anlage der Niederschrift beifügen wird. Sie spricht sich auch positiv über das „Haus am Anger“ in Falkensee aus, in dem regelmäßig Maßnahmen zur Suchtprävention stattfinden. Sie weist darauf hin, dass das Thema Sucht zum Beispiel für Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter nicht einfach ist, weil man umfassende Kenntnisse benötigt. Daher ist die Zusammenarbeit der pädagogischen Fachkräfte mit dem Träger Caritas sehr wichtig.
Frau Lindner korrigiert sich und erklärt, dass es Frau Berger um Projekte an Schulen geht.
Herr Wellmann, stellvertretender Vorsitzender, erklärt, dass das „Haus am Anger“ Angebote für Schülerinnen und Schüler ab der Klasse 7 - 8 vorhält. Es ist sehr wirksam, wenn zum Beispiel von Sucht betroffene Menschen über ihren Lebensweg berichten. Zudem werden ganz bewusst auch Feiern ohne Alkohol angeboten.
Herr Müller, AfD-Fraktion, ist als Schöffe tätig und hat mitbekommen, wie ein Straftäter wegen einer großen Menge an Drogenbesitz in Brandenburg vor Gericht stand. Der Straftäter hatte wiederum sechs Unterhändler.
Frau Dias Branco, Mitglied der freien Träger, ergänzt, dass auch im Bereich der ambulanten Hilfen Möglichkeiten bestehen, um einen guten Zugang zu den Familien mit denen gearbeitet wird, zu erlangen. Jeder Träger und jede Einrichtung muss sich bewusstmachen, dass insgesamt viele gute Angebote bereitgehalten werden.
Herr Gall weist auf das isländische Modell hin. Die Regierung dort hat einen nationalen Plan zum Vorgehen gegen Sucht:
In der nächsten Sitzung der Arbeitsgemeinschaft (KJHG) Kinder- und Jugendhilfegesetz Achtes Buch Sozialgesetzbuch - Kinder- und Jugendhilfe - (SGB VIII) wird als Grundlage das Thema Armutsprävention sein.
Frau Lindner fragt, ob es Angebote, wie z. B. die SuchtApp für Jugendliche gibt, die hochgradig konsumieren, wenn sie aus ihren Familien raus müssen und ob geklärt ist, wo diese dann Zuflucht finden.
Frau Oetzmann, Amtsleiterin, macht klar, dass das Jugendamt bewusst keine Angebote für Kinder und Jugendliche im Landkreis Havelland anbietet. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen werden aufgrund der Tatsache, dass sie aus ihrem bisherigen Umfeld/Peergroup herausgelöst werden sollen, außerhalb des Landkreises in speziellen Suchteinrichtungen untergebracht. Das Verbleiben in „alten“ Beziehungen/Kontexten ist bezüglich der Bearbeitung der Suchterkrankung nicht hilfreich.
Herr Wellmann, stellvertretender Vorsitzender, lässt die Mitglieder über die Beschlussvorlage abstimmen.
Beschluss
Der Jugendhilfeausschuss beschließt:
Vorbehaltlich des Kreistagsbeschlusses über die Haushaltssatzung des Landkreises Havelland, der Zuweisung der Mittel nach der Mehrbelastungsausgleichsverordnung und unter dem Vorbehalt des zu erlassenden Zuwendungsbescheides wird dem Vorschlag zugestimmt, dem Träger Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V. für das Jahr 2023 eine Zuwendung in Höhe von bis zu 100.000,00 Euro zur Finanzierung der Jugendsuchtberatungsstellen in Rathenow und Nauen zu gewähren.
Abstimmungsergebnis: einstimmig
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |