Landkreis Havelland
- Ratsinfo -

Auszug - Vorstellung des ersten Entwurfs der Radwegekarte für den Landkreis Havelland  

 
 
Sitzung des Ausschusses für Regionalentwicklung/Wirtschaftsförderung/Kultur/Sport/Tourismus/Bauen
TOP: Ö 9
Gremium: Ausschuss Regionalentwicklung/Wirtschaftsförderung/Kultur/Sport/Tourismus/Bauen
Datum: Di, 01.09.2020 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 17:30 - 20:05
Raum: Kulturzentrum Rathenow GmbH, Blauer Saal
Ort: Märkischer Platz 3, 14712 Rathenow

 

Sitzungsverlauf

 

Herr Nickelsen, Referatsleiter Wirtschaftsförderung (Referat 80), berichtet anhand einer PowerPoint-Präsentation:

 

Die Radverkehrsbeauftragte hatte den Auftrag erhalten, eine Radwegeübersicht über den gesamten Landkreis Havelland zu erstellen und über das Geografische Informations-System (GIS) der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Zweck der Karte soll eine Hilfestellung für das Verwaltungshandeln und keine weitere touristische Karte sein. Vielmehr gilt es, die drei Schwerpunkte des Alltags-Fahrens, des Freizeit-Fahrens (Sonntagsfahrer) und des touristischen Fahrens auf einer Karte zu bündeln und die vorhandene Radfahr-Infrastruktur darzustellen.

 

Hierzu erfolgte durch die Radverkehrsbeauftragte eine entsprechende Abfrage zu den vorhandenen Verkehrs-Infrastrukturen der Radwege bei den Kommunen bzw. Ämtern. Hier gab es durchweg einen sehr guten Rücklauf. Die Qualität der Zuarbeiten war durchweg gut, allerdings war die Art der Zuarbeit sehr unterschiedlich, weil jeder einen „Radweg“ unterschiedlich definiert. Dies hat dazu geführt, dass es sehr hsam war, die Zuarbeiten in einer einheitlichen Form, mit einheitlichen Kriterien in die GIS-Karte zu übertragen.

 

Intern wurde festgelegt, dass es notwendig ist, die Eintragungen eindeutig zu definieren. Daher erfolgte die Eintragung von Radwegen auch strikt an der Vorgabe aus der Straßenverkehrsordnung (StVO): Entweder ist der Weg als Fahrradstraße, als alleiniger Radweg oder als kombinierter Fuß-Radweg gewidmet und mit einem entsprechenden Verkehrszeichen markiert.

 

Diese definierten Radwege wurden zusätzlich mit weiteren Attributen unterlegt, indem man gleichzeitig die Art des Radweges, den Oberflächenbelag, den Zustand, aber auch eine Beidseitigkeit mit in das GIS übernommen hat.

 

Er weist darauf hin, dass es sich hierbei zunächst um einen Entwurf handelt und noch etliche Ergänzungen, gerade zu den festgelegten Attributen, geben wird, da vielfach selbst die Wege noch geprüft werden sollen.

 

Beim gesamten Überblick über den Landkreis Havelland wird deutlich, dass es sich durchaus um ein noch sehr lückenhaftes Netz handelt, auch wenn es schon vorhandene Radwege entlang der Bundes- und Landesstraßen erkennen lässt. Vielfach sind auch keine Verknüpfungen zwischen den Bestandsradwegen vorhanden.

 

Weiterhin zeigt Herr Nickelsen einen Ausschnitt aus der großen Übersichtskarte anhand der Ortslage der Stadt Rathenow. Hier ist ebenfalls deutlich zu erkennen, wo die Lücken in dem Radwegenetz sind. Anhand dieser Übersicht wird nunmehr geprüft, warum es diese fehlenden Verbindungen gibt. Ob es sich dabei tatsächlich um Lücken handelt, die für einen Radfahrer nicht nutzbar sind oder ob es sich um Verbindungen handelt, die durchaus radfahrtauglich sind, aber nur keine StVO-Widmung erhalten haben. Gleichzeitig ermöglicht diese Lückendarstellung, zu prüfen, ob es Möglichkeiten der Änderung gibt.

 

Mittels dieser Detailkarten sollen dann nochmals die Kommunen kontaktiert werden, um eine Überprüfung der Eintragungen vorzunehmen.

 

Ein Attribut, das mit aufgenommen werden soll, ist die Zustandsbeschreibung. Hier soll lediglich eine dreistufige Klassifizierung erfolgen (gut-mäßig-schlecht), weil eine zu aufgeschlüsselte Bewertung mit beispielsweise einer Skala von 1 10 sehr subjektiv ist und nur schwerlich eine Vergleichbarkeit erzeugen würde. Allein das Vorhandensein eines Radweges hilft nämlich nicht den Radfahrenden. Denn bei einem schlechten Zustand eines Radweges kann man kaum jemanden motivieren, eine Strecke mit dem Fahrrad zu überwinden. In Rathenow ist daher beispielsweise die Curlandstraße der Zustand des Radweges als schlecht markiert. Hier sollten entsprechend Änderungsmöglichkeiten nachgepft werden. Ansonsten befinden sich die Radwege im Stadtraum Rathenow überwiegend in einem guten Zustand.

 

Weiterhin wird auch die Art des Radweges ins GIS übertragen. Hier wird zwischen fünf verschiedenen Arten unterschieden: Fahrradstraße, Radfahrstreifen oder Schutzstreifen, benutzungspflichtiger Radweg oder kombinierter Rad-/Fußweg (diese jeweils mit blauem StVO-Schild). In der Praxis ist selbst diese nur auf fünf Klassen reduzierte Darstellung sehr mühsam, da häufig ein ständiger Wechsel der Art erfolgt, wie das Beispiel der Berliner Straße in Rathenow zeigt.

 

Dennoch erscheint es wichtig, auch diese Differenzierung vorzunehmen, weil so auch Abrufe im GIS zu einzelnen Widmungsarten möglich und beispielsweise alle Radwege in Form eines Schutzstreifens darstellbar werden.

 

Schließlich erfolgt auch noch die Einstufung der Radwege entsprechend ihrer Zuordnung zu den jeweiligen Baulastträgern (Bund-Land-Kreis-Kommune). Hier wird zudem deutlich, dass jeder nur Teil des Ganzen ist und nur gemeinsam das gewünschte Netz entstehen kann.

 

Herr Nickelsen weist abschließend darauf hin, dass es nochmals eine Beteiligung der Kommunen mit der Bitte um Überprüfung der Eintragungen und Ergänzungen geben wird. Eine Veröffentlichung bzw. Freischaltung der GIS-Einträge wird erst nach vollständiger Auf- und Übernahme der Daten möglich sein. Weiterhin werden zusätzliche Daten ins GIS eingepflegt, z. B. Radfahrtaugliche Strecken, Touristische Strecken und Knotenpunktübersichten, um so einen vollständigen Überblick zu erhalten, der für den Bürger einen entsprechenden Nutzwert haben wird.

 

Herr Schneider, SPD-Fraktion, erkundigt sich, wie es mit den Anschlüssen kreisübergreifend aussieht. Weiterhin sieht er jedoch den touristischen Aspekt vorrangig für die Außenwirkung des Landkreises und würde sich hier eine Priorisierung wünschen.

 

Herr Bohm, Dezernent IV, klärt hier das Missverständnis zum Thema touristischer Nutzwert. Das Vorhaben war, die Radwegeinfrastruktur zu kartieren, und zwar im verkehrsrechtlichen und im „physischen“ Sinne. Aus touristischer Sicht werden jedoch Routen geplant. Bei Routen ist aber nicht jeder laufende Meter ein autonomer Radweg, denn um die Route zu vervollständigen, müssen auch Straßen ohne autonome Radwege oder sonstige Fahrwege mit einbezogen werden. Selbstverständlich soll eine Radwegeinfrastruktur auch touristische Aspekte beinhalten. Hier geht es aber darum, aufzuzeichnen, was an Radwegeinfrastruktur tatsächlich vorhanden ist. Es ist also zu unterscheiden zwischen „Infrastruktur“ und „Route“.

 

Herrmmerling, Referatsleiter 41, ergänzt und informiert über die touristischen Kriterien. Er arbeitet sehr eng mit dem Tourismusverband zusammen, dieser wiederum mit den Arbeitsfachgruppen des Landes. Diese arbeiten auch mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e.V. (ADFC) zusammen. Dabei werden immer wieder Kriterien für touristische Wege entwickelt (u. a. Kriterien für die Produktgestaltung und Vermarktung von Touren, aktuell v. April 2018 und Qualitätskriterien für Natur- und Aktiv-Angebote in Brandenburg, aktuell v. Jan. 2020). Als schwierig erweist sich, dass nicht jede Kommune Ansprechpartner für Radwege hat.

 

Er weist darauf hin, dass das Referat 41 aktuell seine Knotenpunktwegweisung überarbeitet. Abweichend von der 1. Ausweisung zur BUGA 2015 sind einige Verbindungen nicht aufrecht zu erhalten, da sich die ausgewiesenen Wege oder Straßen als nicht fahrradtauglich herausgestellt haben.

 

Ähnlich wie bei der hier vorliegenden Karte zur Radwegeinfrastruktur, sollen die Abstände von einem Knotenpunkt zum anderen nicht nur als terrestrische Strecke in der Luft gemessen werden (Luftlinie), sondern die realen Streckenlängen wiedergeben. Geodatenbasiert können die Benutzer der touristischen Fahrradwege dann festgestellte Mängel an den Wegen zeitnah dem Tourismusverband Havelland melden. Herr Kämmerling weist darauf hin, dass der Tourismusverband im Juni 2020 eine neue Radwegekarte herausgegeben hat, in der bereits einige Routen gestrafft oder aufgehoben wurden.

 

Frau von Fircks, Vorsitzende, gibt zu bedenken, dass die Frage der Sicherheit von Rad fahrenden Schülern, die zwischen Kommunen unterwegs sind, mehr bedacht wird, insbesondere bei nächtlichen Wald-Durchfahrten. Sie sieht den Kreis in der Pflicht, die Kommunen zu lenken und zu unterstützen.

 

Die Präsentation wird der Niederschrift als Anlage beigefügt.

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage 7_TOP 9_Radwegekarte (1201 KB)